Unsere Entstehungsgeschichte

„Anfänge Burgenländischer Pfarren“
von Josef Rittsteuer

Die Gemeinde Potzneusiedl ist seit Jahrhunderten eine Filiale von Neudorf. Dabei ist das alte „Litaha“, wie Potzneusiedl ursprünglich hieß, noch viel älter als Neudorf. Denn bereits im Jahre 833 wird die Gemeinde von König Ludwig dem Deutschen dem Bischof Reginar von Passau geschenkt.

Aber wir können noch weiter zurückgehen. Schon in der Jungsteinzeit war das Gebiet, wo heute Potzneusiedl liegt, besiedelt. Wenn ein „Mondidol“ gefunden wurde, zeugt dies vom religiösen Leben dieser ganz frühen Bewohner. Im Jahre 1979 konnte beim Abschlagen der Kirchenmauern im Zusammenhang mit einer Restaurierung eine Grabplatte aus der Zeit der Römer gefunden werden, ferner eine Säulenbasis und ein Quaderblock mit Reliefdarstellungen. Diese Funde befinden sich heute z.T. in unserem Diözesanmuseum. Die Beschriftung und die Reliefdarstellungen haben einen religiösen Inhalt.
Wie lange „Litaha“ existierte und nach der Zerstörung oder Verödung eine Neubesiedelung durch die Familie Poth notwendig wurde – Poth-Neusiedl – ist unsicher.

Die Kirche hat den Hl. Evangelisten Markus als Patron. Schon diese Tatsache lässt darauf schließen, dass die Potzneusiedler Kirche auf ein sehr hohes Alter zurückblicken kann. Man nimmt an, sie sei bereits im 13. Jahrhundert auf einer Hügelkuppe am Westende des heutigen Ortes errichtet worden, von einem Friedhof umgeben und als Wehrkirche ausgestattet.
An den Seitenwänden sind links zweiachsige, rechts dreiachsige rundbogige Sitznischen vorhanden, die ebenfalls auf das 13. Jahrhundert hinweisen. In der südlichen Schiffswand konnte romanisches Mauerwerk – „opus spicatum“ – festgestellt werden.
Die Kirche ist also sehr alt. Ob sie vielleicht schon im Mittelalter eine Pfarrkirche gewesen ist, ist nicht ganz sicher. Die kanonischen Visitationen des 17. Jahrhunderts scheinen dies nahezulegen. So wird in der Kirche ein Taufstein erwähnt. Normalerweise wird im Mittelalter nur in einer Pfarrkirche getauft. Auch der Friedhof, in dem sich ein Altar (!) befindet, ist ein Hinweis auf eine alte Pfarre, weil nur eine Pfarrkirche das Begräbnisrecht besaß.

Auch die drei Kelche und die vielen Paramente, die auf Grund der Visitation des Jahres 1659 vorhanden sind, dürften auf eine frühere kirchliche Selbständigkeit hinweisen.
In einer Notiz aus dem Jahre 1546 wird erwähnt, es gebe hier keinen Pfarrer, obwohl immerhin 14 katholische Familien lebten. Daraus lässt sich schließen, dass es früher wohl einen eigenen Seelsorger gegeben hat, aber die schweren Zeiten (Türkenkriege) und auch wirtschaftliche Probleme waren daran schuld, dass nicht nur viele Menschen umkamen oder den Ort verlassen mussten, sondern dass auch Priester umkamen, flüchten mussten oder mit den Gläubigen die unfruchtbare Gegend verließen.

Die Nachbesiedlung durch katholische Kroaten erfolgte in den Jahren 1558/59. Interessanterweise ging die Zahl der Kroaten in Potzneusiedl im Laufe der letzten 100 Jahre radikal zurück, dagegen stieg die Anzahl der deutschsprechenden Katholiken an.
Zur selbständigen Pfarre wurde Potzneusiedl im Jahre 1854 wieder erhoben. Damals wohnten etwa 700 Gläubige hier.